Metropolregion Nürnberg, so heißt der Ballungsraum rund um die zweitgrößte Stadt Bayerns mit der teilweise schwierigen Vergangenheit. Das ist meine Heimat. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich Meer und Berge und die legendär große Brauerei-Dichte begeistert mich als Nicht-Bier-Connoisseur auch nicht so wahnsinnig. Trotzdem lebe ich gerne hier. Ich mag den Dialekt und ich mag auch das fränkische Gemüt, das leicht zur „Glas halb leer“-Mentalität neigt. So issa hold, da Frange. Mia san mia, das fehlt uns, dieses großkopferte Selbstbewusstsein, das einer Stadt wie München einen Fussballverein verschafft, der an der Weltspitze mitspielt. „Der Club is a Depp“ heißt es liebevoll und mit „Ich bereue diese Liebe nicht“-Parolen steht der fränkische Fußballfan eisern hinter seinem Verein auch und gerade im Abstiegs- und Aufstiegs-Krimi. Profisport ist ein teueres Geschäft, ohne Sponsoren keine hochklassigen Spieler, ohne hochklassige Spieler keine Spielqualität, ohne Spielqualität kein Erfolg, ohne Erfolg keine Sponsoren. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und wann immer ein sensationeller Trainer eine Mannschaft über eine glorreiche Saison nach vorne bringt, wird diese Mannschaft anschließend kannibalisiert und im nächsten Jahr heißt’s regelmäßig alles auf Anfang.
Ich bin vor 4 Jahren aus einer spontanen Laune heraus in der Sporthalle am Berliner Platz gelandet und hab mein erstes NBC-Spiel gesehen. Mich hat die Stimmung und das Tempo im Basketball direkt sehr mitgerissen. Anders als im Fußballstadion ist man in so einer kleinen Halle direkt sehr viel näher am Geschehen, sowohl was das Spiel als auch den Fanblock angeht. Diese (meine) erste Saison, die ich miterleben durfte, hat mir wahnsinnig gut gefallen, weil es nach meiner Wahrnehmung in erster Linie ums Spiel ging. Irgendwann kam ein Sponsor, der Verein hieß auf einmal seltsam und irgendwie hatte ich das Gefühl, ab jetzt gehts in erster Linie um den Aufstieg. Spieler wurden mit deutlich höherer Frequenz verkauft und eingekauft, Trainer mussten sich beweisen oder abtreten und alles in allem war alles irgendwie auf einmal weniger aus Freude am Spiel. Aber ohne Sponsoren keine hochklassigen Spieler und so weiter und so fort. Bis es wiederholt nicht klappt mit dem Aufstieg und der Sponsor den Rückzug antritt.
Vor einer Weile lief ein Film im Fernsehen, der die Geschichte von zwei Weltmarken erzählt, die nach wie vor – vermutlich aus Traditionsbewusstsein – ihren Hauptfirmensitz in der Metropolregion Nürnberg behalten. Dieser Film war ganz offensichtlich irgendwo anders gedreht worden, die Landschaft war irgendwie hügeliger und weniger bewaldet. Sie ist einfach nicht so richtig cool, die Metropolregion. Weder als Filmkulisse noch als Werbefläche für etwaiges Sport-Sponsoring. Wäre ich eine große Sportmarke, würde ich meinen Heimatverein großflächig unterstützen (Was genau bedeutet das, wenn man als Ausrüster genannt wird?). Also wenn mir was am meiner Heimat liegen würde. Dann würde ich mir mit Stolz auf die Fahne schreiben, dass ich dafür verantwortlich bin, dass Nürnberg in einem Atemzug mit Bayern München genannt werden muss, samt angegliederter Basketball-Abteilung. Aber im Profisport geht es nunmal nicht um solche Gefühlsduseleien, der Profisport ist ein teures Geschäft. Da wird eiskalt die Werbewirksamkeit berechnet. Das ist ein bisschen so, wie in einem Pokerspiel, irgendwann hat einer mit Abstand die meisten Chips und dadurch einen fast uneinholbaren Vorteil.
Man merkt, ich bin ein bisschen unzufrieden mit der Gesamtsituation, das mag durchaus auch an meinem fränkischen Gemüt liegen. Im Grunde würd ich mir einfach sehr wünschen, dass hier mal irgendwie irgendwas vorwärts geht in der Metropolregion. Als vor 2 Jahren die Erlanger Handballmannschaft den sensationellen Aufstieg in die erste Bundesliga geschafft hat, gab’s lange Debatten, ob die Stadt eine Halle bauen soll, diese Frage war sogar ein wenig kommunalwahlkampfentscheidend. Jetzt wird eben in die einzige große Sporthalle, die die Metropolregion zu bieten hat, ausgewichen. Die teilt man sich mit dem Eishokey-Verein. Das ist sicherlich besser als nichts, aber im Grunde ist es im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis.
Wenn jetzt mit dem NBC ein Verein vor der Insolvenz steht, der in den letzten Jahren wieder und wieder um den Aufstieg in die erste Basketball-Bundesliga mitgespielt hat, dann muss man einfach mal laut und deutlich die Frage stellen, wo sind sie die regional-ansässigen Unternehmen. Gerade die, die an der Weltspitze mitspielen.
Ich finde den regionalen Basketballverein vorm Aus zu bewahren, wäre ein wunderbarer Zeitpunkt mal was zurückzugeben und sich damit ein bisschen Heimatstolz auf die Brust zu schreiben. Ein volle Halle und insgesamt deutlich mehr Interesse an der Mannschaft wär sicher ein gutes Zeichen in Richtung potentieller Sponsoren. Deutliches Interesse bekunden kann man seit dem 9. Juni beim Crowdfunding. Oder aber in dem man eine Dauerkarte kauft. Zur Not hilft auch ein Facebook-Like. Alles in allem brauchen wir ein ernsthaftes Gespräch darüber, warum’s so mau aussieht mit dem Sponsoring im Profisport in der Metropol-Region Nürnberg.
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